Ästhetische Plastische Chirurgie und Corona
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walter.maar -
31. Mai 2020 um 10:27 -
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- Grundlegende Informationen
- Besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn ich mich beraten oder untersuchen lasse?
- Können Behandlungen oder Operationen durchgeführt werden?
- Gibt es medizinische Einschränkungen?
- Sind Operationen im Ausland sinnvoll oder ratsam?
- Was soll ich bei meiner Arztwahl beachten?
- Zusammenfassung
Durch Corona haben sich viele Bereiche des Alltags verändert.
Ich habe das in unserer Notaufnahme noch nie so erlebt: Da ist niemand!“ Für Prof. Jürgen Floege, Nephrologe an der RWTH Aachen, ist das Fernbleiben von Akutpatienten in Praxen und Kliniken ein erschreckendes Phänomen, welches in Corona-Zeiten offenbar in vielen medizinischen Bereichen Schule macht. Dem DGIM-Vorsitzenden zufolge scheint sich damit eine Grundsorge zu bestätigen: Dass die Menschen sich aus Furcht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht mehr zum Arzt oder ins Krankenhaus trauen, trotz akuter, unter Umständen sogar lebensbedrohlicher Beschwerden.
Diese Aussage wird durch viele andere Meldungen unterstützt. Viele warnen sogar vor den Folgen (z. B. Klinikum Nürnberg)
Wir erhalten von Patienten oft die Frage, ob eine Behandlung überhaupt aktuell möglich ist. Daher wollen wir Ihnen einen kurzen Überblick geben, wie es im Bereich der Ästhetischen Plastischen Chirurgie zum aktuellen Stand ist.
Grundlegende Informationen
Im Lockdown waren viele Praxen oder Kliniken vom Gesetzgeber angewiesen, keine neuen Patienten auf zu nehmen - ebenso wurden durch entsprechende Beschlüsse die Durchführung von elektiven Eingriffen untersagt. Dies hatte aber nichts mit einem Infektionsrisiko innerhalb der Klinik zu tun. Vielmehr wurde versucht, die Kapazitäten der Kliniken zu schonen (sprich Personal, Material, etc.), so dass im Bedarfsfall entsprechend reagiert werden kann.
Besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn ich mich beraten oder untersuchen lasse?
In einer Praxis / Klinik wird sehr viel unternommen, so dass Sie entsprechend geschützt sind. Zu unserem Maßnahmen gehören zum Beispiel:
- wenig Patienten in der Praxis
- Vermeidung von fremden Personen im Behandlungsbereich
- Entsprechende Hygiene bei Behandlern & Personal
- Hochwertige Reinigung Praxis / Behandlungsbereiche, etc.
- Entsprechendes Lüften
Mehr Informationen rund um das Thema Hygiene & Infektionsschutz finden Sie auf der Webseite der KVB und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Bitte helfen Sie mit, das Infektionsrisiko zu reduzieren.
Ein positiver Nebeneffekt hierbei ist, dass "Massenveranstaltungen" wie zum Beispiel Botox-Partys oder Botox-to-Go entsprechend weniger werden, da diese nicht zulässig sind.
Können Behandlungen oder Operationen durchgeführt werden?
Ja - Behandlungen und Operationen können auch trotz Corona durchgeführt werden. Wichtig sind in den einzelnen Bereichen die oben aufgeführten Hygiene-Maßnahmen.
Ebenso kann in den Behandlungsräumen oder im OP-Bereich sehr viel unternommen werden. Hier trennt sich auch die Spreu vom Weizen. Verantwortungsbewusste Fachärzte führen Operationen meist in vollwertigen OP-Bereichen durch, welche sich durch entsprechende Klassen unterscheiden (siehe auch Leitlinie zur Planung und Betrieb von Anlagen in Räumen des Gesundheitswesens).
Die Klassen differenzieren sich in der Art der Belüftung und der entsprechenden Möglichkeit, dass sich Keime oder Viren entsprechend verbreiten können. Je höherwertiger die Klasse ist, desto niedriger ist die Gefahr der Verbreitung. Allerdings beeinflusst dies auch die Kostenstruktur einer Operation, da diese höherwertigen Belüftungen auch entsprechend teurer von der Anschaffung und von der Pflege sind.
Gibt es medizinische Einschränkungen?
Jede Operation oder Behandlung beeinflusst das Immunsystem. Je umfangreicher und intensiver die Operation, desto mehr wird das Immunsystem belastet. Ambulante Operationen stellen in den häufigsten Fällen kein Problem dar - kleine stationäre Eingriffe sind relativ unproblematisch. In den häufigsten Fällen werden Patienten in 1- oder maximal 2-Bett-Zimmer untergebracht. Hierdurch kann genügend Abstand zu anderen Personen gewährleistet werden. Zudem ist der Aufenthalt ist relativ kurz.
Komplizierter wird es bei umfangreichen Eingriffen wie zum Beispiel bei einem Body-Lifting oder Mommy-Make-Over.
Daher ist inbesondere während der Corona-Pandemie die Patientenauswahl von zentraler Bedeutung. Grundsätzlich müssen Eingriffe, welche das Immunsystem relativ stark belasten, individuell entschieden werden. Hier ist ab zu wägen, in welcher Form eine Gefahr im Rahmen des Heilungsprozesses vorhanden ist und ob der Körper neben dem Heilungsprozess für die Operation auch mit einer zusätzlichen Beeinträchtigung zurecht kommen kann.
Insbesondere bei COVID-19-Risikogruppen muss abgewägt werden, ob ein Eingriff aktuell sinnvoll ist oder ob das Risiko einer Komplikation nach der Operation zu hoch ist.
Sind Operationen im Ausland sinnvoll oder ratsam?
Im Zuge der Lockerungen werden aus Auslandsreisen wieder möglich. Hierdurch wird automatisch die Frage kommen, ob sich eine Behandlung im Ausland lohnt oder sinnvoll erscheint.
Zu den grundsätzlichen Problemen zu Operationen im Ausland hat die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie entsprechende Informationen zur Verfügung gestellt (siehe Warnhinweis zu Auslands-Operationen).
Neben diesen Problemen kommen aufgrund COVID-19 noch weitere Punkte:
- Kann die Nachsorge gewährleistet werden?
- Durch die Maskenpflicht in Flugzeugen entsteht eine zusätzliche Belastung für den Körper
- Was ist bei einer Komplikation?
- Ist bei steigenden Zahlen in der jeweiligen Region eine Ausreise möglich?
- Wie sind die jeweiligen Hygiene-Maßnahmen im Zielgebiet?
Wir haben während der Ausreisebeschränkungen viele Patienten erlebt, welche ihre Nachbehandlung nicht durchführen konnten (die Ausreise war ja untersagt). Bei Komplikationen hatten Sie enorme Probleme aufgrund der unklaren Situation. Hier war es sehr aufwändig, den Patienten in der Situation weiter zu helfen.
Was soll ich bei meiner Arztwahl beachten?
Neben unseren Empfehlungen zur Arztwahl sollten Sie bei Ihrer Arztwahl beachten, ob entsprechende Hygiene-Vorschriften auch eingehalten werden (siehe oben) und dass OP-Bereiche hochwertig sind.
Zusammenfassung
Arztbesuche sind auch in Corona-Zeiten möglich und sinnvoll. Insbesondere Vorsorgeuntersuchung sollten wahrgenommen werden. Es besteht auch kein Grund davor, aus Angst zu haben, dass Sie sich in einer Praxis mit COVID-19 infizieren.
Ästhetische Plastische Operationen sind möglich - allerdings ist die Qualifikation, die Erfahrung des behandelnden Arztes und die hochwertige Klinik-Struktur wichtiger geworden. Eine bessere Selektion bei den Patienten und eine entsprechende moralische Verantwortung der einzelnen Behandler ist der Schlüssel für den weiteren Verlauf.
Über den Autor
Walter Maar
Geschäftsführer Moderne-Wellness.de
Seit 2003 Administrator vom Forum